„Ich bin nicht der normale Sternekoch“ – Eric Werner und das Restaurant AUGUSTIN

„Ich bin nicht der normale Sternekoch“ – Eric Werner und das Restaurant AUGUSTIN

Eric Werner im AUGUSTIN. Photocredit: Sonja Ahmed

Als ich dem Restaurant AUGUSTIN zu seiner Eröffnung Anfang November einen Besuch abstatte, bin ich etwas überrascht. Zum einen betrete ich kulinarisches Neuland, denn die nördliche Ecke des Kunibertsviertel ist mir bisher nicht sonderlich für gehobene Küche bekannt. Was mich dann auch gleich „zum anderen“ bringt, denn das AUGUSTIN kommt auch nicht wie das nächste Sternerestaurant „in the making“ daher. Will es auch gar nicht.

Der etwa 200 Quadratmeter große Gastraum erinnert im ersten Moment eher an ein Brauhaus, wenngleich das Interieur deutlich edler designt ist. Rund 80 Gäste können hier an schick eingedeckten Tischen Platz nehmen. Die hohen Deckenwände des ehemaligen Kolpinghauses leuchten in einem tiefen Blau, nicht zuletzt dank der vielen Vintagelampen und -leuchter. Das AUGUSTIN kommt gemütlich und modern zugleich daher – ganz nach den Vorstellungen von Spitzenkoch und Inhaber Eric Werner, der in Köln bereits das Restaurant astrein betreibt. Einen zweiten Sterneladen wollte er bewusst nicht eröffnen: „Das AUGUSTIN ist ein Restaurant für jeden Tag. Wir bieten hier gutbürgerliche Gerichte, die auf der französischen, deutschen und mediterranen Küche basieren, die unkompliziert sind, immer frisch und frei von Convenience“, erklärt Werner.

Der Gastraum im Augustin. Photocredits: Constanze Steinbüchel, Eric Werner, Sonja Ahmed

Als „Viktualienküche“ bezeichnet er diesen Küchenstil, angelehnt an das lateinische Wort für „Lebensmittel“, der im Grunde Werners grundsätzliche Herangehensweise beschreibt: „Ich bin nicht der normale Sternekoch. Ich baue keine Landschaften auf dem Teller und arbeite nicht mikroelementlastig. Ich suche nicht nach neuen Texturen oder starken Kontrasten in meinen Gerichten. Mein Anspruch ist es, Lebensmittel so natürlich wie möglich zu präsentieren, ihre eigenen Aromen in Szene zu setzen und das auf eine weder banale noch sonderlich abgehobene Art.“

Ein Credo, nach dem Werner durchaus schon in seinem Sterne-Restaurant, dem astrein in der Krefelder Str. 37, verfährt. Im Gegensatz dazu ist die Küche im AUGUSTIN vor allen Dingen bodenständig, regional und saisonal. Auf der Karte finden sich beispielsweise gebackene Kalbskopfs-Terrine auf Linsensalat, ein Strudel von der Steckrübe oder auf der Haut gebratener Zander mit Sauerkraut und Kartoffelplätzchen. Jedes Gericht ist leicht verständlich, man weiß gewissermaßen, was auf den Tisch kommt.

„Ich war nie ein Freund von zu vielen Handgriffen oder von zu viel Bastelei. Ich finde es gut, ein dickes Stück Fisch auf dem Teller zu haben, mit einer guten Soße und alles ist schön heiß. Da freu ich mich drüber: über das Einfache und Gute“, so Werner.

Im Grunde schließt er mit dem AUGUSTIN eine interessante Lücke in der Kölner Gastroszene zwischen der Sterneküche, der klassisch-gutbürgerlichen Brauhausküche und der weitläufigen Fast-Food-Landschaft. „Jeder schafft in der Gastronomie ja auch eine gewisse Individualität und versucht, eine Nische zu besetzen. Das Schöne daran ist: So entsteht für jeden Gast ein passendes Restaurant – für jeden Topf gibt es eben den passenden Deckel“, resümiert Werner. Das sei im Übrigen eine der Stärken von Köln, so Werner, der gebürtig aus Sachsen-Anhalt stammt und vor 7 Jahren als „Immi“ nach Köln kam, die er ohne Zögern als „beste Stadt ever“ bezeichnet. „Mein Eindruck ist, dass die Menschen hier gerne und viel nach Berlin schauen. Das verstehe ich nicht und finde es schade, wenn dabei übersehen wird, wie viel Gutes wir in Köln haben. 11 Sterne-Restaurants, das kann sich sehen lassen! Und auch jenseits der Sterneküche bietet die Kölner Gastronomie eine unfassbare Dichte, Diversität und Individualität.“ Individualität ist, wenn überhaupt, das einzige Label, welches man Werner zuschreiben könnte, der sich nicht gerne labeln lässt. Er sei eben ein bisschen was von allem: Koch, Unternehmer, Gastgeber, Macher – vor allen Dingen aber unbeirrbar. „Ich kaufe keine Kochbücher, ich mache keine Feldstudien in anderen Sterneläden. Das verfälscht den eigenen Stil, ob man will oder nicht“, sagt er und schiebt schulterzuckend hinterher: „Ich koche einfach.“

Restaurant AUGUSTIN
Dagobertstraße 32
50668 Köln

Tel. 0221 – 95 31 33 54
koeln@augustin-restaurant.com

www.augustin-restaurant.com

Öffnungszeiten

Dienstags: 18 bis 22 Uhr
Mittwochs bis samstags: 12 bis 14 Uhr und 18 bis 22 Uhr
Sonntags: 17 bis 22 Uhr

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