Genuss & Geselligkeit: Zu Gast im Mahal
Ich muss gestehen, dass ich mit der türkischen Küche bisher wenig Berührungspunkte hatte – wenn man einmal von dem ein oder anderen Dönerimbiss absieht. Das änderte sich Anfang des Jahres, als ich beschloss, durch die Stadt zu ziehen und die hiesige türkische Küche einmal etwas genauer zu erkunden.
Und in der Südstadt ein Restaurant entdeckte, dass meinen eigenen Horizont erweiterte: Das Mahal bietet türkische Küche in großer Vielfalt, hoher Kochkunst und mit viel Geschichte und Tradition. Dabei ist der Name „Mahal“ auch Programm: Übersetzt bedeutet es Ort oder Treffpunkt. Und tatsächlich trifft man sich hier nicht nur, um lecker zu essen – am besten mit vielen Freunden, damit man alles teilen und probieren kann – sondern auch, um Kunst und Kultur auf einer Open Stage zu erleben oder bei einer Jam Session gemeinsam Musik zu machen. Den Ort haben die Brüder Özgür und Onur Altunkaya gemeinsam mit ihrer Freundin Cane Tounkara geschaffen.
Sie bieten hier „Antiochia Küche“, das heißt, regionale Kulinarik aus der Stadt Antakya in der südtürkischen Mittelmeerregion. Der Ort, früher bekannt als Antiochia, gilt als bedeutende historische Stätte: In der Antike war sie die drittgrößte Stadt der römischen Welt nach Rom und Konstantinopel und zählte damit zu den bedeutendsten Metropolen des östlichen Mittelmeerraumes. Hier flossen jüdische, christliche und muslimische Traditionen zusammen, prägten das gesellschaftliche Leben und die lokale Küche.
„Und im Grunde ist das unsere Vision für unser Restaurant. Mit dem Mahal wollten wir einen Raum für Gemeinschaft schaffen“, sagt Cane.
Für Özgür, der Koch im Team, ist Antiochia-Küche eine „Herzküche“. Lange hat er in der gehobenen Küche gearbeitet, zuletzt als Head Chef für das Susona Bodrum und für das Double Tree Hilton in Adana. Für ihn verbindet die Antiochia-Küche Fine Dining mit bodenständiger Kochkultur. So wird aus reiner Nahrungsaufnahme ein Moment der Geselligkeit. Ein kulinarisches Konzept, das aktuell voll im Trend liegt und besser bekannt ist als Levante-Küche. Özgür nickt: „Im Grunde ist Antiochia eine die erste Hochburg der Levante-Küche dank all seiner kulturellen Einflüsse.“
Typisch Levante starten wir im Mahal mit einer Auswahl an Mezze, den typischen Vorspeisen aus Dips und Salaten. Die Dips kommen „right in the middle“ (so der Name auf dem Menü) und sind zum Teilen gedacht: So probieren wir uns durch würzigen Hummus, Auberginenpaste, Tahinpaste mit nussig feinem Sesam und den klassischen Joghurt-Minz-Dip Haydari. Was rundet denn die Säure im Joghurt so schmeichelhaft ab? Cane klärt auf: Butter und Olivenöl. Lecker! Dazu gibt es selbstgemachte Brotchips mit Suchtfaktor.
Man schmeckt gleich zu Beginn, was dem Team wichtig ist: Viel wird von Hand gemacht, mit Liebe zum Detail. Der Cumin, der dem Hummus seine Würze verleiht, kommt aus der Türkei und wird vom Team selbst gemahlen. Der Sirup von Granatapfelkernen und Johannisbrot, der dem Rauchgemüse an Tahin eine fruchtige Säure verleiht, ist selbst gemacht.
Der Hüttenkäse selbst fermentiert. Der sensationelle Nachtisch wird nach alter Tradition zubereitet: Der Kürbis, der zunächst in einer Kalklösung eingelegt und anschließend in Zucker gekocht wird. Er wird serviert mit Pistazien und gebrannter Milch ist wirklich ein absolutes Muss!
Auch das Ladenlokal selbst haben die Freunde eigenhändig renoviert, Tische und Stühle selbst zusammengebaut. Die auffälligen Mosaik-Bilder an den Wänden kommen von einem Frauenprojekt aus Antakya und sind Nachbildungen römischer Mosaikfunde aus der Region. Tatsächlich steht in Antakya ein Museum mit der bedeutendsten Sammlung römischer Mosaike. Und Cane kann zu jedem Bild eine kleine Geschichte erzählen.
„Unser Hauptantrieb ist einfach, insgesamt gute Arbeit zu machen und gute Produkte zu bieten“, sagt sie. „Und wir freuen uns über Kunden, die daran genauso eine Freude wie wir haben und verstehen wollen, woher die Bilder kommen oder wie unsere Gerichte zubereitet werden – auch das ist Teil der Begegnung.“
Und das – Begegnung, Geselligkeit und leckeres Essen – ist am Ende doch auch genau das, was die türkische mit der kölschen Küche und uns alle als Kölner vereint. Es ist das, was unsere rheinische Lebensfreude ausmacht und dafür sorgt, dass Köln gut is(s)t.
Fotos: Laura Herrmann, Teambild vom Team Mahal
Eburonenstrasse 1
50678 Köln
Tel.: 0221 – 778 880 28