Kräutersammeln in Köln: Das Herbarium

Kräutersammeln in Köln: Das Herbarium

Wer nur mit offenen Augen durch die Stadt läuft, wird von Köln so manches Mal noch kulinarisch überrascht: Dann entdeckt man Schnittlauch entlang der Poller Wiesen, Oregano im Blücherpark oder wilden Rucola zwischen dem Asphalt. Kräuter sammeln in Köln – wie gut das geht, zeigt ein neues Gemeinschaftsprojekt der Sterneköche Jan Maier und Tobias Becker vom maiBeck sowie des Kölner Gastro-Autors Johannes Arens und Fotografin Jennifer Braun: Das Herbarium.

Jan Maier, Johannes Arens, Tobias Becker und Jennifer Braun mit der Herbarium Box

Kein klassisches Coffee Table Book mit kölschen Eindrücken und Rezepten, sondern eine flexible Box mit verschiedenen Elementen, die einem dabei helfen sollen, die Kölner Kräuterwelt zu entdecken: Im Fokus stehen 19 heimische Pflanzenarten. Sie wurden von Fotografin Jennifer Braun in wunderschönen Stillleben inszeniert und liegen der Box als hochwertige Fotodrucke bei. In einem Faltblatt sind die Kräuter samt Kurzbeschreibung aufgelistet, sodass man perfekt für den Streifzug durch die Natur gerüstet ist. Und die 23 Rezeptkarten verleihen im Anschluss vielseitige Inspiration beim Kochen, um das gefundene „Grün“ frisch zu verarbeiten oder einzuwecken.  

Einfach Kräutersammeln? Es ist tatsächlich ganz leicht, wenn man nur Ausschau hält, findet Jan Meier: „Und es ist einfach großartig, wenn man im Park einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und Oregano sieht und auf einmal entdeckt, dass der ganze Park voller Oregano ist.“

Dass man tatsächlich in einen wahren Rausch geraten kann, wenn man in der Natur sammeln geht, davon schreibt Johannes Arens auch in seinem Essay, dass der Herbarium-Box ebenfalls beiliegt.

„Wild sammeln liegt im Trend, aber ich glaube auch, dass dahinter eine postpandemische Sinnsuche, eine Art Krisenbewältigung steckt“, sagt er. Schon seine Großeltern hätten nach dem Krieg Kräuter gesammelt, um über die Runden zu kommen. Und auch seine Mutter hat im Zuge eines achtsamen Lebensstils Kräuter und Pilze gesammelt. Damit war 1986 nach Tschernobyl aber Schluss: So hat Arens das Pilzwissen seiner Mutter nicht „geerbt“, Pilze sind daher auch nicht Teil des Herbariums.

Ohnehin sind Kräuter leichter auch für Laien zu sammeln, anders als Pilze. „Der klassische Verwechslungsfehler, den alle fürchten, ist ja immer Maiglöckchen und Bärlauch“, sagt Arens. „Dabei gibt es einen einfachen Trick, um den Unterschied zu erkennen: Zerreibt man die Blätter zwischen den Finger, riecht Bärlauch ganz charakteristisch nach Knoblauch, wohingegen Maiglöckchen keinen Geruch entfalten.“

Die Hemmschwelle zu senken und Menschen einzuladen, die Küche vor der eigenen Haustüre zu entdecken, war ein erklärtes Ziel des kulinarischen Gemeinschaftsprojekts. „Uns begleitet das Thema Wildpflanzen und sammeln ja jeden Tag, aber wenn wir davon erzählen, treffen wir immer wieder auf Menschen, die noch keine Berührungspunkte damit hatten, es aber super spannend finden“, so Jan Maier.

Die Box Herbarium erscheint in limitierter Auflage von 500 Stück und ist im Restaurant maiBeck oder online erhältlich (Preis 95€)

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